Am 27.2. wird der Rat der Stadt Oldenburg die wohl folgenschwerste Entscheidung für den Fußball in Oldenburg treffen. Wird ein neues Stadion gebaut und damit das Tor zu einer neuen Ära des Fußball-Erlebnisses in unserer Stadt aufgestoßen? Oder wird kein Stadion gebaut und damit der Fußball in unserer Stadt für die nächsten Jahrzehnte nicht über die vierte Liga hinauskommen?
Um die zahlreichen Diskussionen – sei es auf Informationsveranstaltungen, in den Sozialen Medien, in Ausschüssen oder wo auch immer – zu unterstützen, haben wir 10 maßgebliche Fakten zur Stadionfrage zusammengetragen.
Naturgemäß argumentieren wir an dieser Stelle für einen Neubau. Wir haben aber dennoch die folgenden Fakten möglichst differenziert, sachlich und mit Quellen belegt verfasst.
Fakt 1: Profifußball ist in der Stadt Oldenburg aktuell nicht möglich.
Es gibt in der Stadt keine Spielstätte, die die Voraussetzungen für Profifußball [1,2] auch nur annähernd erfüllen kann. Mit Profifußball ist der Spielbetrieb in der 1. und 2. Bundesliga sowie der 3. Liga gemeint.
Der VfB hat für die aktuelle Saison der 3. Liga eine Ausnahmegenehmigung vom DFB erhalten. Diese wird für weitere Spielzeiten nur aufrechterhalten, wenn signifikante Bestrebungen zur Erfüllung der Voraussetzungen erfolgen. [3]
Fakt 2: Im Marschwegstadion lassen sich die Voraussetzungen für Profi-Fußball nicht erreichen.
Baurechtlich ist die Nutzung des Marschwegstadions auf bestimmte Zeiten eingeschränkt. So darf nach 18:30 Uhr kein Anpfiff erfolgen. [4] Im Profifußball ist die Durchführung von Abendspielen aber für die Mannschaften verpflichtend. Medienkonzerne zahlen hohe Summen für die Übertragungsrechte und werden darum nicht auf Spiele in der “Prime Time” (19-22 Uhr) verzichten. [5]
Die Nutzungsbeschränkungen des Marschwegstadions lassen sich nicht beheben. Neben der kaum zu reduzierenden Lärmbelastung der Anwohner besteht vor allem die Gefahr, dass durch eine Erneuerung des Baurechts das Marschwegstadion seinen Bestandsschutz verliert. Aktuelle Richtlinien für Baugenehmigungen zu Parkplätzen, Schallschutz und Sicherheit würden eine starke Deckelung der Kapazität zur Folge haben. Im Ergebnis wäre auf der vorhandenen Fläche am Marschweg keine Spielstätte mit 5.000 bis 15.000 Zuschauern und drei/vier Tribünen – wie sie der Profisport erfordert – herzustellen. Zudem würde die Stadt Oldenburg und damit der Spitzen- wie der Breitensport ihre einzige Freiluft-Spielstätte für Großveranstaltungen verlieren. [6,7,8]
Fakt 3: Auch unabhängig vom Profi-Fußball ist das Marschwegstadion für Großveranstaltungen nicht mehr zeitgemäß.
Das Marschwegstadion wurde in den 50er-Jahren errichtet. Die letzte signifikante bauliche Änderung erfolgte 1994 mit der Errichtung der aktuellen Haupttribüne. Während die Zeit am Marschweg die letzten 30 Jahre größtenteils stillstand, haben sich die Anforderungen von Verordnungen, Zuschauern, Verbänden, Vereinen und Vermarktern an Stadien stark weiterentwickelt [8,9]:
Erwartung | Situation am Marschweg |
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Durch Überdachung, Rasenheizung und Flutlicht sollen Spiele zu jeder Tages- und Jahreszeit zuverlässig durchführbar sein. | Es ist zwar ein festes Flutlicht geplant, was aber die Beschränkung von Abendspielen (Siehe Fakt 2) nicht aufhebt. Durch die fehlende Rasenheizung und Überdachung sind Spiele in der kalten Jahreszeit eine Herausforderung. Der VfB muss aktuell ein mobiles Flutlicht anmieten [10] und mehrere “Heim”-Spiele in das Stadion von Hannover 96 ausweichen. [11] |
Die Zuschauer möchten nah am Geschehen sein, eine gute Sicht auf das Spiel haben und eine intensive Atmosphäre erleben. Es haben sich darum rundum geschlossene Arenen ohne Laufbahn durchgesetzt. Von den 56 Mannschaften in den drei deutschen Profiligen haben (inklusive VfB) nur noch acht ein Stadion mit Laufbahn. Neubauten werden in der Regel ohne Laufbahn geplant (Berlin, Jena, Münster). | Das weitläufige und unüberdachte Rund des Marschwegstadions lässt nur selten (und nur bei sehr hohen Zuschauerzahlen) eine solche Atmosphäre aufkommen. Der Zuschauer ist verhältnismäßig weit vom Spielfeld weg und der Blickwinkel ist flach. |
Moderne Sicherheitseinrichtungen im Stadion und große, freie Umlaufflächen mit effektiver Fantrennung bieten eine hohe Sicherheit und schnelle Versorgung bei medizinischen Notfällen. | Das Umfeld am Marschweg ist eng und unübersichtlich und es gibt nur wenige Zugänge ins Stadion, was die Polizei und Rettungsdienste vor Herausforderungen stellt [12]. Bei vielen Spielen muss der Marschweg, als zusätzlicher Aufenthaltsbereich gesperrt werden. |
Zuschauer wollen beim Spiel möglichst vor Wind und Niederschlag geschützt sein, saubere Sanitäranlagen in ausreichender Anzahl vorfinden und Getränke und Speisen kaufen, ohne größere Teile des Spiels zu verpassen. | Das Marschwegstadion bietet kaum Wetterschutz, selbst auf der überdachten Haupttribüne werden die Zuschauer bereits bei leichtem Wind nass. Es gibt zu wenig Einrichtungen und Stellplätze für das Catering und seine logistischen Abläufe, so dass die hohen Wartezeiten beim Catering nicht erst seit dieser Saison Teil von intensiven Diskussionen sind. Die Sanitärsituation ist untragbar. Neben den nicht ausreichenden Einrichtungen unter der Haupttribüne hat die gesamte Gegengerade und der Gästebereich nur unbeleuchtete Dixi-Toiletten ohne Waschbecken!! |
Teile der Zuschauer sind heute bereit, für ein Mehr an Komfort (z.B. Logenplätze, VIP-Catering) deutlich höhere Eintrittspreise zu bezahlen. [13] | Am Marschweg kann dieses Potenzial mit einem VIP-Zelt und “Komfort-Stühlen” nur minimal genutzt werden. |
Moderne Arenen bieten ihren Besuchern vom hartgesottenen Fan über die Familie mit kleinen Kindern bis zu Menschen mit körperlichen Einschränkungen ein großartiges, sicheres und komfortables Freizeit-Erlebnis. Das meiste davon ist am Marschweg selbst mit umfassenden baulichen Maßnahmen nicht zu erreichen, so dass hier stets starke Abstriche bei Zuschauerzahlen und Zuschauerzufriedenheit gemacht werden müssen.
Fakt 4: Das Umfeld des Marschwegstadions ist für Großveranstaltungen ungeeignet.
Zusätzlich zu den in Fakt 3 genannten Gründen, gibt es im Umfeld weitere Nachteile die sich selbst mit einem kompletten Neubau an selber Stelle nicht beheben lassen [7,8]:
- Das Marschweg-Stadion liegt mitten in einem Wohngebiet
- Der Untergrund ist eine ehemalige Müllkippe und wirkt sich nachteilig auf die Haltbarkeit der Stadion-Bauwerke aus.
- Es gibt viel zu wenige Parkplätze im Umfeld, diese müssen obendrein mit Anwohnern und Olantis-Besuchern geteilt werden
- Generell ist die Verkehrssituation schlecht. Es gibt zwar eine Busanbindung und eine Autobahnabfahrt. Beide sind aber bei hohen Zuschauerzahlen nicht verfügbar, da dann der Marschweg und die Abfahrt für den Verkehr gesperrt werden. Selbst für Fahrräder sind keine ausreichenden Stellplätze vorhanden.
- Auswärtsfans, die am Bahnhof ankommen, müssen mit hohem Polizeiaufwand quer durch die Stadt geführt werden. Vor Ort ist die Trennung der Fanlager durch das beengte Umfeld ebenfalls eine personalintensive Herausforderung. [12]
Fakt 5: Das Gelände an der Maastrichter Straße ist der am besten geeignete Standort für einen Neubau
2014 sind in einer Studie insgesamt neun Standorte für ein neues Stadion überprüft worden [14]. Während 6 Standorte (inklusive Marschwegstadion) die gesetzten Kriterien nicht erfüllten, blieben 3 Standorte in der engeren Wahl:
- Maastrichter Str.
- Fliegerhorst
- Holler Landstraße
Aus diesen drei Kandidaten, hat letztendlich die Maastrichter Straße die beste Bewertung erhalten. Der Fliegerhorst wurde mittlerweile anders überplant und steht als Option nicht mehr zur Verfügung. Die Grundstücke an der Holler Landstraße befinden sich nicht im Besitz der Stadt und müssten erworben werden, was die Kosten des Stadionprojektes signifikant nach oben treiben würde.
Folgende Gründe sprechen zudem für den Standort Maastrichter-Str. [u.a. 14]:
- Der Standort ist der ökologischste: Direkt neben den Knotenpunkten für den ÖPNV und den Fernverkehr gelegen, zentral in der Stadt und damit günstig für Fahrrad- und Fußverkehr, ist es der Standort der am ehesten ohne die Nutzung des KFZ erreicht werden kann. Durch die zahlreichen bestehenden und neu geschaffenen Parkplätze kann der Parksuchverkehr der verbleibenden KFZ zudem gering gehalten werden.
- Der Standort ist der wirtschaftlichste: Es entsteht keine neue Veranstaltungs-Insel. Durch die Weser-Ems-Hallen, EWE-Arenen und den Festplatz im direkten Umfeld ist bereits viel Infrastruktur für Großveranstaltungen vorhanden. Von weiteren Investitionen in z.B. Sicherheit und Verkehrslenkung können alle Einrichtungen und Ereignisse profitieren. Das Grundstück ist zudem im Besitz der Stadt und muss nicht mehr erworben werden.
- Im Verhältnis zur zentralen Lage werden vergleichsweise wenige Anwohner beeinträchtigt: Im direkten Stadionumfeld gibt es nur zwei Hausmeisterwohnungen. 400m um den geplanten Mittelkreis befinden sich nur ca. 30 Wohngebäude. Die Anforderungen an den Lärmschutz sind laut dem Lärmgutachten zur Machbarkeitsstudie von 2017 einhaltbar [31]. (Zum Vergleich: Am Marschweg befinden sich im selben Umkreis ca. 220 Wohngebäude. Das rundum offene Marschwegstadion verhindert die Ausbreitung von Schall zudem in keinem Maß.)
- Der Standort dient der Stadtentwicklung: Das Stadion würde eine zentral gelegene Brachfläche beleben, die kaum für andere Nutzungen attraktiv ist. Nach Aussetzen des Bauprojekts der EWE hinter dem Bahnhof [15], bleibt so die Entwicklung des Gebiets hinter dem Bahnhof nicht stehen. Vielmehr besteht die Chance, zusammen mit den EWE-Arenen die wichtigsten sportlichen Veranstaltungsorte der Stadt zu einem “Oldenburger Sportbogen” zu vereinen.
- Der Standort unterstützt am besten die städtische Wirtschaft: Aufgrund der fußläufigen Nähe zur Innenstadt lässt sich der Stadionbesuch gut mit Shopping oder Gastronomie-Besuchen verbinden. Somit bleibt zusätzliche Wirtschaftsleistung in der Stadt.
- Der Standort stiftet Identifikation: Fußball hat auch eine soziokulturelle Bedeutung [16]. Eine Rückkehr des VfB in den angestammten Stadtteil, nur einen Steinwurf vom alten “VfB Platz” an der Donnerschweer Straße, wäre eine wunderbare Geschichte, die als Verstärker für die Identifikation mit dem Verein und das Interesse am Verein wirken könnte und sich ebenso positiv auf das Selbstverständnis der Donnerschweer auswirken kann.
Fakt 6: Nur ein neues Stadion bildet die Grundlage für dauerhaften höherklassigen Fußball in der Stadt
Die Fakten 2, 3 und 4 beschreiben bereits die umfassenden Limitationen des Marschwegstadions. Allein ein kompletter Neubau an anderer Stelle kann die Voraussetzungen für modernen Profifußball und ein zeitgemäßes Stadionerlebnis schaffen. Ein Neubau kann zudem “zukunftssicher” gebaut werden und auf künftige Entwicklungen anpassbar sein (z.B. Aufstockung auf eine Kapazität von 15.000 im Falle eines Aufstiegs in die 2. Bundesliga) [7,8].
Ebenso sichert ein Neubau die Finanzierung des Profifußballs. Die Einnahmemöglichkeiten am Marschweg sind, wie bereits erwähnt sehr begrenzt. Ein neues Stadion bietet vor allem über VIP/Business/Hospitality-Pakete aber auch ein Mehr an Sitzplätzen ein massiv höheres Einnahme-Potenzial. [17] Hinzu kommen erweiterte Vermarktungsmöglichkeiten (z.B. Verkauf des Stadionnamens oder Werbung auf den Videotafeln.)
Ein neues Stadion bietet zudem insgesamt ein höheres Zuschauerpotenzial. Aktuell hat der VfB einen Zuschauerschnitt von 6.000 [18]. Mit mehr Atmosphäre, Komfort und Sicherheitsgefühl sowie guter Erreichbarkeit, ist hier ein deutlicher Zuwachs realistisch. Der Umzug in modernere Stadien hat regelmäßig den betroffenen Vereinen signifikante Zuschauer-Zuwächse beschert, z.B. konnte Schalke 04 beim Umzug in die “Arena Auf Schalke” seine Zuschauerzahlen um 32% steigern [9]. Jahn Regensburg (trotz Abstieg!) [19] und der 1. FC Magdeburg [20] konnten sogar doppelt so viele Zuschauer begrüßen.
Fakt 7: Die Stadt Oldenburg profitiert durch die Teilnahme am Profifußball
Selbst viele gestandene VfB-Fans, die die Zweitliga-Jahre in den 90ern noch in Erinnerung haben, waren tief erstaunt, wie immens der Unterschied zwischen der Regionalliga und der 3. Liga ist. Auf einmal steht man als Verein und Stadt im bundesweiten Rampenlicht.
Nicht nur die Ligaspiele, jede Kleinigkeit vom VfB (Testspiele, Transfer-Gerüchte, kalte Duschen am Marschweg) hat Berichte in der deutschlandweiten Presse und in einschlägigen Sportmedien (ARD Sportschau, NDR, Kicker, liga3-online.de) zur Folge. Halbprofessionell betriebene Fan-Medien, Blogs, Vlogs, Podcasts etc. aus der ganzen Republik nehmen den VfB unter die Lupe [21]. Der VfB war in den auflagenstarken Saison-Vorschau-Ausgaben von Kicker und 11Freunde vertreten. Sogar in dem weltweit beliebtesten Fußballsimulationsspiel “Fifa23” kann man den VfB und seine Spieler auswählen und weltweit gegen andere Spieler antreten [22].
Das Suchvolumen auf Google nach “VfB Oldenburg” hat sich seit den Aufstiegsspielen im Vergleich zu den 4 Jahren davor fast versiebenfacht [23].
Der Zuschauerschnitt des VfB hat sich von 2.250 in der Aufstiegssaison auf 6.000 beinahe verdreifacht. Der VfB wird attraktiver für Zuschauer aus dem Umland, die sich bislang vielleicht nach Bremen oder Meppen orientiert haben. Hinzu kommen Fernsehzuschauer, die bei Ausstrahlung im Free-TV (seit dem Sommer vier Übertragungen mit dem VfB) im sechsstelligen Bereich liegen [24]. Dazu wird jedes Spiel live im Pay-TV übertragen.
VfB-Fans reisen zu hunderten (in Dortmund sogar 1.200) durch die Republik [25] und werden wohlwollend auch als Botschafter unserer Stadt wahrgenommen.
Dieser immense Zuwachs an Aufmerksamkeit färbt auch auf unsere Stadt ab. Langfristig können sich daraus positive Effekte für Attraktivität, Wirtschaft und Tourismus ergeben. [26,27] Zum Vergleich: Wer von uns würde Städte wie Kaiserslautern, Mönchengladbach oder Meppen kennen, wenn deren Fußball-Mannschaften nicht deutschlandweit unterwegs wären?
Hinzu kommen positive direkte wirtschaftliche Effekte. Heimfans aus dem Umland und die Fans der Gastmannschaft kommen zu den VfB-Spielen zu hunderten in die Stadt und sorgen auch außerhalb des Stadions für Umsatz. Aufgrund der weiten Anreisen in der 3. Liga werden oft auch Übernachtungen in der Stadt gebucht.
Nachträglicher Hinweis: Mittlerweile gibt es von uns für die gesamte Saison 2022/23 in der 3. Liga eine ausführliche Analyse zum Zuwachs an Aufmerksamkeit für den VfB. Die Effekte sind beeindruckend.
Fakt 8: Das Stadion dient nicht nur dem VfB
Durch ein modernes Stadion erlangt die Stadt die Fähigkeit, Sport- und andere Open-Air-Großveranstaltungen unabhängig von Tages- und Jahreszeit durchführen zu können. Auch andere Vereine der Stadt könnten damit Schlüsselspiele in der kalten Jahreszeit ins Stadion verlegen.
Auch abseits von Sport und Konzerten lassen sich zahlreiche Nutzungsmöglichkeiten andenken, sei es für Tagungen, Ausstellungen, Universitätsveranstaltungen, Public Viewing, als Geschäftsstelle oder Fanshop (auch für die anderen Profisportvereine der Stadt). In anderen Städten werden öffentliche Einrichtungen wie Praxen oder Kindergärten in das Stadion integriert. Wir begrüßen es, wenn das Stadion auch abseits der Spieltage ein belebter Ort ist.
Fakt 9: Der VfB Oldenburg muss nichts mehr beweisen
Seit der letzten Saison in der 2. Liga (1996/97) wurde immer, wenn es um ein neues Stadion oder die Erweiterung des Marschwegstadions ging, gefordert, dass der VfB etwas beweisen müsste: Aufsteigen zu können oder die Klasse zu halten.
Mittlerweile hat der VfB alles bewiesen, was es zu beweisen gibt. Der Verein hat letztes Jahr bewiesen, in die 3. Liga aufsteigen zu können. Seit dem Sommer hat er bewiesen, dass er in der 3. Liga mithalten kann. Der VfB arbeitet wirtschaftlich solide und so unaufgeregt wie vermutlich noch nie. Der VfB hat die Hinrunde auf einem Nichtabstiegsplatz abgeschlossen und stand bislang nur einen von 19 Spieltagen auf einem Abstiegsplatz (4. Spieltag).
Der VfB muss das alles nicht nur mit einem der kleinsten Etats der Liga [29] bewältigen, er ist dazu auch noch mehrfach gehandicapped. Die anderen Vereine müssen nicht für ca. 40.000€ pro Heimspiel ein mobiles Flutlicht anmieten [10] oder für (geschätzt [30]) 60.000€ in die Arena von Hannover 96 ausweichen. Die anderen Vereine haben in ihren Stadien deutlich mehr Einnahmepotenziale durch Angebote für VIPs, Business-Logen oder Werbeflächen.
Auf dieser Basis noch mehr vom VfB zu fordern, ist unfair und ein Schlag ins Gesicht, all jener, die mit viel Einsatz diese Drittliga-Saison möglich machen. Ohne Stadionbeschluss wird es für die neue Spielzeit keine Lizenz geben und ohne Lizenz muss der VfB zwangsweise absteigen. [3]
Mehr Entscheidungssicherheit als heute wird es nicht mehr geben. Der VfB hat alle zumutbaren Vorleistungen erbracht. Und das ist das letzte Mal, dass dies in diesem Umfang möglich ist. Sollte der VfB einen erneuten Anlauf auf die 3. Liga machen müssen, wird es unter gleichen Bedingungen keine Ausnahmegenehmigung mehr vom DFB geben. Als Vorleistung müsste ein vollumfänglich drittliga-taugliches Stadion vorhanden sein.
Auch die Fans haben bewiesen, dass Oldenburg in den Profifußball gehört. In der Zuschauertabelle der 3. Liga steht Oldenburg mit einem Schnitt von 6.000 Zuschauern auf dem 11. von 20 Plätzen [18]. Und mit einem Schnitt von 365 Auswärts-Fahrern auf Platz 12 [25].
Fakt 10: Es gibt kein “weiter so”
Eine Entscheidung gegen ein neues Stadion bedeutet das Ende für höherklassigen Fußball auf absehbare Zeit. Ohne Aussicht auf ein Erreichen der Lizenzbedingungen wird der VfB keine weitere Ausnahmegenehmigung vom DFB mehr bekommen und in die vierte Liga absteigen. Ohne Aussicht auf einen Aufstieg wird sich das Zuschauerinteresse und das Investment von Sponsoren und Verein reduzieren. Der VfB als fußballerisches Zugpferd der Stadt wird an Strahlkraft verlieren, was weitreichende Auswirkungen auf das Interesse an Fußball in der Stadt – sei es Breiten- oder Spitzensport – haben wird.
Quellen und Belege
- Statut 3. Liga (DFB)
- Richtlinien zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen (DFB)
- VfB Oldenburg wird bei der Lizenz nicht ewig mit Ausnahmen arbeiten können (NWZ, 1.7.2022)
- Wie Eingeschränkt das Marschwegstadion nutzbar ist (NWZ, 18.6.2022)
- DFB-Ausschreibung: Bald nur noch zehn Drittliga-Spiele im Free-TV? (Kicker 10.8.2022)
- OB will festes Flutlicht fürs Oldenburger Marschwegstadion (NWZ, 19.8.2022)
- Häufige Fragen zum Marschwegstadion (Stadt Oldenburg)
- Fakten zu Modernisierung und Neubau (Stadt Oldenburg)
- Neue Stadien für die Stadt (von Ahn, J., 2008)
- VfB Oldenburg: Flutlicht kostet pro Spiel 35.000 bis 40.000 Euro (liga3-online, 9.8.2022)
- VfB muss bis Ende März zweimal nach Hannover ausweichen (liga3-online, 26.11.2022)
- Das sind die Sicherheitsbedenken der Polizei zum Marschwegstadion (NWZ, 9.7.2022)
- Live-Erlebnis mit Stil: Business-Seats und VIP-Logen sind begehrt (Welt, 2.2.2009)
- Drittligataugliches Stadion: Untersuchungsergebnisse (Stadt Oldenburg)
- EWE legt Bauprojekt am Oldenburger Hauptbahnhof auf Eis (NWZ, 20.1.2023)
- Spiel des Lebens: Der Fußball und seine gesellschaftliche Bedeutung (Bundeszentrale für politische Bildung)
- Stadion Oldenburg: Kosten, Erlöse, Wirtschaftlichkeit (ProProjekt)
- Zuschauerzahlen 3. Liga, Saison 2022/23 (Kicker)
- Besucherentwicklung – Jahn Regensburg (Transfermarkt)
- Besucherentwicklung – 1. FC Magdeburg (Transfermarkt)
- Einfach mal bei Google, YouTube und Google News suchen!
- FIFA23 Karriere VfB Oldenburg (YouTube)
- Suchanfragen “VfB Oldenburg” (Google Trends)
- 3. Liga: Steigende Zuschauerzahlen in Stadien und am TV (Media Sportservice West)
- Auswärtsfahrer 3. Liga, Saison 2022/23 (liga3-online)
- Wirtschaftsfaktor Fußball (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie)
- Wirtschaftsfaktor VfL Osnabrück. Studie über ökonomische Auswirkungen des Fußballvereins in Stadt und Region (Hassenpflug, F., 2012)
- CDU-Mehrheit spricht sich für neues Stadion aus (NWZ, 28.11.2022)
- “Wir haben unseren Etat fast vervierfacht” (NWZ, 22.9.2023)
- HDI-Arena zu teuer: Zieht der TSV Havelse in die Eilenriede um? (HAZ, 3.3.2022)
- Stadion Oldenburg Machbarkeitsstudie, Schalltechnische Grundsatzuntersuchung (S.95ff)
PS: Wer sich das mit dem neuen Stadion immer noch nicht richtig vorstellen kann, einfach mal die Performance der 1.200 VfB-Fans im Stadion von Borussia Dortmund anschauen (Lautsprecher voll aufdrehen). Das könnten wir auch zu Hause haben. ????