Was der Stadionneubau mit den städtischen Finanzen macht

Wir freuen uns, dass uns Christian Heck diesen Gastbeitrag zur Veröffentlichung auf unserer Seite zur Verfügung gestellt hat. Christian ist Diplom-Ingenieur und lebt mit seiner Familie in Oldenburg-Donnerschwee. Als Kind hat er noch einige Spiele des VfB Oldenburg in der „alten Hölle des Nordens“ sehen können und ist nun oft mit seinen Kindern bei den Spielen des VfB dabei.

In der Diskussion um den Bau eines neuen Fußballstadions durch die Stadt Oldenburg spielt das Thema Finanzierbarkeit eine sehr wichtige Rolle und steht oft im Mittelpunkt der Diskussionen. Aus diesem Grund macht es sicher Sinn, sich einmal anzuschauen, wie sich der Haushalt der Stadt Oldenburg in den letzten Jahren dargestellt hat, wie der Ausblick auf den Haushalt für das nächste Jahr ist, und wie diese Zahlen im Vergleich zu den prognostizierten Stadionkosten aussehen.

Ziel soll sein, die Größenordnung der Kosten eines Stadionneubaus in Relation zum Haushalt der Stadt Oldenburg sichtbar zu machen. Die diskutierten Kosten eines Stadionneubaus hören sich für viele abschreckend hoch an, aber wie viel ist das denn eigentlich für eine Stadt wie Oldenburg? Als Quellen dieses Vergleiches dienen die von der Stadt veröffentlichten Ergebnisberichte bzw. Prognosen des städtischen Haushaltes, sowie die von der Stadt beauftragte Investitionskostenrechnung „Neubau Stadion Oldenburg“ vom 05. März 2024 [1]. Für die folgenden Vergleiche wurde ein “mittleres Szenario“ aus dieser Kostenrechnung gewählt, um zu zeigen, wie sich die Kosten für ein 10.000-Zuschauer Stadion (ohne Parkdeck) bei einem mittleren Zinsszenario von 3% darstellen.

Überblick der städtischen Ergebnishaushalte der Jahre 2021 und 2022

Für das Jahr 2023 gibt es noch keinen Abschlussbericht von Seiten der Stadt, lediglich eine Prognose über den überraschenden Haushaltsüberschuss von 16,5 Mio. € [4]. Die folgende Grafik schlüsselt die Art der Aufwendungen nach den Berichten der Stadt auf. Hier wird deutlich, dass die Stadt einen Haushalt mit Aufwendungen von fast einer Mrd. € im Jahr 2021 [2] und rund 700 Mio. € im Jahr 2022 [3] hatte. Eine jährliche Verpflichtung von 1,8 Mio. €, [1] wie im Falle eines neuen Stadions, sieht hier verschwindend gering aus. Dies entspräche ~0,18 % der Aufwendungen des Jahres 2021 und ~0,25 % der Aufwendungen des Jahres 2022. Natürlich ist dies ein vereinfachter Vergleich, da wir auf der Ausgabenseite des Gesamthaushaltes alles berücksichtigen, was eine Stadt zum Funktionieren benötigt (Pflichtausgaben, Sozialleistungen, Personalkosten usw.). Es soll lediglich die Größenordnung der Investition „Stadionneubau“ in Relation zum Gesamthaushalt darstellen.

Ergebnishaushalt der Stadt Oldenburg (für das Jahr 2023 wurde bislang nur die Prognose der Überschüsse veröffentlicht)

Der oben erwähnte jährliche Zuschuss der Stadt für das Stadion berechnet sich aus den Abschreibungen auf die Baukosten, den Zinsaufwendungen auf die Baukredite und den Betriebs- und Erhaltungskosten abzüglich der Einnahmen aus Vermietung und Vermarktung (z.B. Stadionname) [1]. Wichtig ist dabei zu beachten, dass die Baukosten von 47-58 Mio. € ( je nach Variante) bereits in diesem jährlichen Zuschuss enthalten sind und nicht noch zusätzlich anfallen.

Haushaltsüberschüsse und Stadionbau

Der folgende Blick auf die Haushaltsüberschüsse liefert einen guten Eindruck der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Stadt. In den letzten drei Jahren gab es jeweils einen Haushaltsüberschuss zwischen 14 Mio. € und 43,4 Mio. € [2,3,4]. Selbst die eher pessimistische Prognose über das Jahr 2023, wo zunächst ein Haushaltsdefizit von etwa 9 Mio. € angenommen wurde, hat sich ins Positive gewandelt. Hier steht nun ein vorläufiger Überschuss von 16,5 Mio. € da [4]. Was den Ausblick für das Jahr 2024 angeht, so wird ein Haushalt von 729 Mio. € prognostiziert, und die Kommunalaufsicht des Niedersächsischen Innenministeriums bescheinigt der Stadt für 2024 „das Vorliegen der dauernden Leistungsfähigkeit“ [5]. 

Aktualisierung: Am 2.4. wurde seitens der Stadt bekanntgegeben, dass der Haushaltsüberschuss des Jahres 2023 sogar noch größer ausfällt und im Rahmen von von 20-25 Mio. € liegen wird. [7]

Grund genug, positiv in die Zukunft zu blicken! Vergleicht man die prognostizierten Zuschuss-Kosten [1] für ein neues Stadion mit den Überschüssen der letzten 3 Jahre, so würde der jährliche Zuschuss für ein neues Stadion den Überschuss lediglich um einen Anteil von 4 bis 12 % reduzieren. Das bedeutet, dass sich ein Stadion sogar nur durch Überschüsse finanzieren ließe. Man kann zwar nicht sicher sein, dass es auch in Zukunft immer einen Haushaltsüberschuss geben wird, allerdings wird deutlich, dass die Stadt Oldenburg sehr solide haushaltet, aktuell finanziell gut dasteht und damit die Finanzierung eines neuen Stadions in Hinblick auf die aktuelle Haushaltssituation machbar ist.

Haushaltsüberschüsse der Stadt Oldenburg im Vergleich zum jährlichen Zuschuss für ein neues Stadion

Vergleich mit anderen Ausgaben

Das nächste Diagramm zeigt eine Auswahl an Einrichtungen, für die die Stadt Oldenburg jährlich finanzielle Zuschüsse leistet. [6] Hier ist es wichtig anzumerken, dass es in diesem Artikel nicht darum geht, die Finanzierung anderer Einrichtungen zu hinterfragen. Alle hier dargestellten Einrichtungen aus den Bereichen Kultur und Freizeit haben ihre Berechtigung und die Bezuschussung seitens der Stadt ist sinnvoll und richtig. Es soll deutlich gemacht werden, dass der benötigte finanzielle Zuschuss für den Betrieb eines neuen Stadions im Rahmen vieler anderer Einrichtung liegt, teilweise sogar deutlich geringer ist.

Jährliche Zuschüsse der Stadt Oldenburg zu Einrichtungen der Kultur und Freizeit

Fazit

Die oben dargestellten Zahlen bringen die Kosten eines Stadionneubaus in Relation zum Haushalt der Stadt Oldenburg und zu den Haushaltsüberschüssen der letzten Jahre. Es ist ersichtlich, dass die Kosten eines Stadionbaus in dieser Betrachtung überschaubar sind. Ein Vergleich mit den städtischen Zuschüssen anderer öffentlicher Einrichtungen in Oldenburg zeigt, dass es sich bei den Zuschüssen zur Stadionfinanzierung um keinen ungewöhnlich großen sondern um einen verhältnismäßig überschaubaren Betrag handelt.

Man sollte auch berücksichtigen, dass die Stadt und ihre BewohnerInnen einen erheblichen Gegenwert für diese Investition bekommen. In der Sorge vor dem Ausgeben öffentlicher Mittel darf nicht vergessen werden, dass diese Investition auch einen positiven privatwirtschaftlichen Effekt für die lokale Wirtschaft in Oldenburg bietet. Dazu entsteht ein großer Gewinn für den Freizeitwert der Stadt und für das soziale Zusammenleben aller BewohnerInnen.

In diesem Zusammenhang sollte man auch nicht vergessen, dass ein Nein zum Stadion am 15. April die Probleme des Marschwegstadions und des Spitzenfußballs in Oldenburg nicht löst. Die Lösung dieser Probleme wird nur in eine Zeit verschoben, in der das Bauen noch teurer ist und in der der städtische Haushalt vielleicht nicht mehr so gut dasteht.

Quellen

  1. „Investitionskostenrechnung Neubau Stadion Oldenburg Schlussbericht 05. März 2024“, Institut für Sportstättenberatung (IFS), Szenario 10.000 PAX, 3% Zins, 3. Liga
  2. Stadt Oldenburg – Konsolidierter Gesamtabschluss zum 31. Dezember 2021
  3. Stadt Oldenburg – Ergebnisrechnung 2022
  4. Stadt Oldenburg – Finanzen: Stadt prognostiziert für 2023 ein Plus von 16,5 Millionen Euro
  5. Stadt Oldenburg – Haushalt 2024 zeigt sich robust
  6. NWZ – So hoch ist der Kosten-Zuschuss im Vergleich zu Weser-Ems-Halle, Staatstheater und Co.
  7. NWZ – Diskussion über Stadion, aber noch keine Abstimmung